Mesotheliomregister

Asbest

Der Terminus Asbest

Mit Asbest werden bestimmte natürliche Mineralfasern aus der Gruppe der Silikate bezeichnet. Asbest ist ein kommerzieller Terminus, der benutzt wurde, um natürliche Mineralfasern, die einige physikalische Eigenschaften teilen, zusammenzufassen. Natürliche Asbestvorkommen finden sich u.a. in Brasilien, Kolumbien, Kanada, Südafrika, Russland, Griechenland, Italien und der Türkei. Der Name Asbest geht auf das griechische Wort asbestos (= unauslöschlich) zurück. Es werden zwei Asbestgruppen unterschieden:

  • Serpentinasbest (Weißasbest-Chrysotil)
  • Amphibolasbest (Krokydolith (Blauasbest), Amosit (Braunasbest, Anthophyllith, Aktinolith, Tremolit)

Historische Verwendung

Die Verwendung von Asbest als Werkstoff kann man bis ins 3. Jahrtausend vor Christus zurückverfolgen. So wird von Theophrastos in einem historischen Bericht die Benutzung eines Asbestdochts in der goldenen Lampe der Göttin Athene an der Wende des 4. zum 5. Jahrhunderts vor Christus beschrieben. Karl der Große pflegte seine Gäste damit zu beeindrucken, dass er aus Asbest gefertigte Tischtücher ins Feuer warf und diese nicht verbrannten.

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Biopersistenz

Bei Asbest handelt es sich nicht um eine einzige Mineralfaserart, sondern um eine inhomogene Gruppe unterschiedlicher Fasertypen. Um die Genese asbestbedingter Erkrankungen besser verstehen zu können, muss man die Unterschiede der beiden verschiedenen Mineralgruppen (Chrysotil und Amphibolasbest) näher betrachten. So weist Chrysotil deutlich andere Eigenschaften als die Amphibolasbeste auf. Chrysotil wird in der Regel sehr schnell wieder aus der Lunge eliminiert, während Amphibole dauerhaft in den Lungen verbleiben (sog. Biopersistenz).
Doch auch der Chrysotil ist sehr biobeständig und ein kleiner Teil kann die Lungenbläschen erreichen. Wird er dort abgelagert, so kann er im Lungengewebe auch viele Jahre nach Beendigung der Exposition nachgewiesen werden. Die geringere Fähigkeit des Chrysotil, sich im Lungengewebe an zu reichern erklärt dessen geringere kanzerogene und fibrogene Potenz, aber auch Chrysotil ist kanzerogen und fibrogen und die WHO empfiehlt ein generelles weltweites Asbestverbot.

Kommerzielle Nutzung

1870 begann mit dem Abbau der großen Asbestlagerstätten in Kanada die industrielle Nutzung von Asbest in großem Ausmaß. Es folgte die Förderung von Asbest in Südafrika, Russland, Australien, Finnland und Italien. Kommerziell genutzt wurden Chrysotil, Krokydolith und Amosit. Vorwiegend wurde dabei Chrysotil mit einem Anteil von über 90% verwendet. In Deutschland begann 1871 in Frankfurt die industrielle Verarbeitung von Asbest. Der Asbestverbrauch erreichte in den 50er Jahren bereits Werte von 100.000 Jahrestonnen und stieg auf ein Maximum von ca. 250.000 Jahrestonnen im Jahr 1977 an. Die besonderen Eigenschaften der einzelnen Asbestarten (Nichtbrennbarkeit, Beständigkeit gegen Hitze, Laugen und Säuren, Elastizität und Zugfestigkeit) führten zu einer Vielzahl von Nutzungsmöglichkeiten. Es entstanden tausende verschiedene Anwendungsbereiche, von asbesthaltiger Schutzkleidung für die Feuerwehr bis hin zu Straßen- und Bodenbelägen.
Über 3000 verschiedene Anwendungsbereiche für asbesthaltige Arbeitsstoffe lassen sich dokumentieren. Krokydolith mit < 5 % und Amosit < 5 % wurden seltener industriell eingesetzt. Vielfach wurden Chrysotil mit Amphibolasbest gemischt. Weiterhin finden sich in Chrysotil Verunreinigungen mit Amphibolasbesten. In der Mehrzahl der beruflichen Asbestexpositionen lag somit eine Mischexposition von Chrysotil und Amphibolasbest vor.

Finnland und Australien

Besondere Verhältnisse liegen in Finnland (Anthophyllit Abbau bis 1975) und Australien (Krokydolith Abbau bis ca. 1966) vor, da bis zur Beendigung der Ausbeutung dieser Asbestvorkommen der Anteil an Amphibolasbest deutlich über 10 % lag.

Verbrauch von Asbest in Deutschland

Der Asbestverbrauch in der Bundesrepublik Deutschland erreichte zwischen 1960 und 1980 Maximalwerte mit teils deutlich über 180.000 Tonnen jährlich. In der DDR stieg der Asbestkonsum im gleichen Zeitraum ebenfalls deutlich. So wurden in der Bundesrepublik 1976 181.000 Tonnen und in der DDR 1977 71.400 Tonnen Asbest verbraucht. In den USA, Europa und in Deutschland wurde zu über 90 % Chrysotil und weniger als 10 % Krokydolith und Amosit (5-10 %) verwendet. Eine reine Exposition gegenüber Chrystoil ist durch die Verwendung von Mischprodukten und die Verunreinigung von Chrysotil mit Krokydolith eher unwahrscheinlich.

Asbestverbote

Mit dem ersten Nachtrag zur Unfallverhütungsvorschrift "Gesundheitsgefährlicher mineralischer Staub" vom 01.10.1979 wurden in der Bundesrepublik eine Reihe berufsgenossenschaftlicher und staatlicher Verbote für das Inverkehrbringen und die Herstellung und Verwendung asbesthaltiger Materialen in Kraft gesetzt. In der DDR wurde 1984 der Import von Krokydolith verboten. Schließlich ab 1993 wurde die Herstellung oder Verwendung von Asbest oder Asbestprodukten in Deutschland bis auf wenige Ausnahmen gänzlich verboten. Die Ausnahmen beziehen sich im wesentlichen auf Sanierungs-, Abbruchs und Instandsetzungsarbeiten. In Europa trat am 27.03.2003 ein umfassendes Verbot der Verwendung und des Inverkehrbringens von Asbest in Kraft.

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