Mesotheliomregister

Mesotheliomdiagnose

Inzidenz und Lokalisation

Die Diagnostik und die Therapie des Mesothelioms stellen eine besondere Herausforderung dar. Bei sehr seltenen Tumorerkrankungen wie dem Mesotheliom ist sowohl die Diagnose, als auch die Behandlung in spezialisierten Zentren mit entsprechender Erfahrung anzustreben.

Die Prognose für einen Patienten mit einem Pleuramesotheliom ist trotz neuer Behandlungsansätze schlecht, die mittlere Überlebenszeit liegt bei ca. einem Jahr, die 5 Jahres Überlebensrate liegt unter 10 %. Für peritoneale Mesotheliome sind die Überlebenszahlen etwas weniger ungünstig. Häufig wird ein Mesotheliom erst in einem fortgeschrittenen Stadium erkannt, so dass bei Diagnosestellung vielfach ein kurativer Therapieansatz nicht mehr möglich ist.

Als Prognosefaktoren wurden beschrieben:

  • das Tumorstadium zum Zeitpunkt der Diagnose
  • der Allgemeinzustand (Leistungsindex nach Karnofsky)
  • der histologische Tumorsubtyp
  • der Lymphknotenstatus
  • das Alter
  • das Geschlecht
  • die Differenzierung

So haben Patienten mit einem epithelioden Mesotheliom in der Regel eine längere Überlebenswahrscheinlichkeit als Patienten mit biphasischen oder sarkomatoiden Mesotheliom.

Symptome

Die Symptomatik einer Mesotheliomerkrankung ist abhängig von der Primärlokalisation des Tumors.
Bei Pleuramesotheliomen stehen Thoraxschmerzen, Dyspnoe und ggf. eine Hustensymptomatik im Vordergrund. Zumeist liegt ein Pleuraerguß vor. In seltenen Fällen tritt ein Pneumothorax als erstes Krankheitszeichen auf.
Bei Patienten mit Peritonealmesotheliomen wird vielfach ein Aszites beobachtet. Es liegen abdominelle Beschwerden in Form unspezifischer Schmerzen, Druckgefühl und veränderter Darmaktivitäten vor.
Beim seltenen Perikardmesotheliom treten Schmerzen hinter dem Brustbein, Herzrhythmusstörungen und ein Herzbeutelerguss auf.
Bei Mesotheliomen der Tunica vaginalis testis werden rezidivierende Hydrocelen (Ansammlungen von seröser Flüssigkeit) beobachtet.
Zusätzlich zu den genannten Symptomen können - wie bei allen Tumorerkrankungen - Symptome wie Gewichtsverlust, Leistungsminderung, Fieber und Nachtschweiß auftreten.
In fortgeschrittenen Stadien kann es zu einer lymphogenen oder systemischen Metastasierung kommen.

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Diagnose

Die Diagnostik des Mesothelioms gehört mit zu den schwierigsten Fragestellungen innerhalb der Pathologie. Das Deutsche Mesotheliomregister steht als Referenzzentrum für die histologische Diagnose und/oder für eine Zweitbeurteilung der Gewebeprobe zur Verfügung.

Histologie

Mesotheliome zeigen ein sehr variantenreiches feingewebliches Bild mit verschiedensten papillären, tubulären, adenomatoiden, azinären, kleinzelligen, spindelzelligen, lymphohistiozytoiden, deziduoiden, klarzelligen, siegelringzelligen oder adenoid zystischen Differenzierungen. Bei der Mehrzahl der Tumoren finden sich Kombinationen der verschiedenen Differenzierungsmuster. Entsprechend der WHO-Klassifikation von 2021 werden epitheloide, biphasische und sarkomatoide Subtypen unterschieden.
Wegen dieses variantenreichen feingeweblichen Bildes - auch innerhalb kleinster Tumorbiopsien - ergeben sich bei der Diagnostik eine Vielzahl möglicher Differentialdiagnosen. Die Abgrenzung von noch benignen Veränderungen stellt unter dem Aspekt, dass ggf. nur Biopsien von wenigen Millimetern Größe vorliegen, eine Herausforderung dar. Die sehr heterogenen Differenzierungsmuster des Mesothelioms und die große Anzahl von Tumoren, die in die Pleura metastasieren oder angrenzend entstehen können, sind ursächlich für die Schwierigkeiten der Mesotheliom-Diagnostik. Makroskopisch ist eine Pleurakarzinose nicht von einem Mesotheliom zu unterscheiden. Mit einer relevant erhöhten Fehlerwahrscheinlichkeit (falsch-positiv und falsch-negativ) muss gerechnet werden.

Immunhistochemische Untersuchungen

Immunhistochemische Untersuchungen sind ein Standardverfahren bei der differentialdiagnostischen Abgrenzung eines Mesothelioms gegenüber der metastatischen Absiedlung eines anderen Primärtumors.
Einen einzelnen spezifischen Marker gibt es nicht. Je nach Tumorsubtyp und differentialdiagnostischer Fragestellung müssen unterschiedliche Markerpanel eingesetzt werden. Für die Diagnostik von Mesotheliomen haben sich folgende Marker als besonders geeignet erwiesen:
Calretinin (positiver Marker), MOC31 (negativer Marker), BerEP4 (negativer Marker), D2-40 (positiver Marker), TTF-1 (negativer Marker), Zytokeratine (positive Marker) und WT-1 (positiver Marker). Für die Abgrenzung gegenüber reaktiven Veränderungen ist der BAP1 Expressionsverlust ein wegweisender Befund.

Molekularpathologische Untersuchungen

Auch molekularpathologische Analysen können bei der Abgrenzung von Mesotheliomen gegenüber reaktiven Veränderungen, Vorläuferläsionen, Pleurakarzinosen oder Sarkomen helfen. Das Mesothelioma in situ (MIS) läßt sich ausschließlich über genetische Alterationen diagnostizieren.

Fast alle sarkomatoiden Mesotheliome der Pleura weisen eine p16 Deletion auf. Bei den epithelioden Pleuramesotheliomen beträgt die Deletionsrate allerdings nur zwischen 60 und 80 % und bei den peritonealen Mesotheliomen ist diese Deletion mit unter 40 % noch seltener. Bei peritonealen Mesotheliomen ist häufiger ein BAP1 Expressionsverlust zu finden. Ca. 60% der Mesotheliome von Pleura und Peritoneum weisen einen BAP1 Expressionsverlust auf. Weitere genetische Verändeungen, die in Mesotheliomen auftreten können, sind Deteltionen von MTAP oder NF2. Eine Syt-18 Translokation ist spezifisch für ein Synovialsarkom und schließt ein Mesotheliom aus.

Hoch differenzierte papilläre mesotheliale Tumore (WDPMT)

Eine Ausnahme unter den mesothelialen Tumoren stellen die gut differenzierten papillären mesothelialen Tumore (well differentiated papillary mesothelial tumor - WDPMT - früher WDPM) dar. Diese in der Regel gutartigen Läsionen werden als Zufallsbefunde im Rahmen einer Bauchoperation anderer Indikation vor allem bei (jungen) Frauen gefunden. Da das WDPMT nur sehr langsam wächst, meist singulär auftritt, sehr klein ist und auch keine Metastasen bildet und nicht invasiv ist, kann es vollständig entfernt werden und die Prognose für die Patientin ist meist sehr günstig. Da diese Läsion ein grundsätzlich anderes biologisches Verhalten aufweist, als das Mesotheliom (früher malignes Mesotheliom), wird es nicht mehr als Mesotheliom bezeichnet, sondern als mesothelialer Tumor.

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